St. Nicolai zu Oberndorf

Die Kirchen mit den Namen Nikolaikirche oder Nicolaikirche bzw. einfach St. Nicolai, St. Niklas oder St. Nikolaus sind dem heiligen Nikolaus von Myra geweiht; Nicolai ist der lateinische Genitiv des Namens.

 

Der Ort Oberndorf, etwa 3 km südöstlich von Arnstadt wurde 1315 erstmals urkundlich erwähnt. Er wurde im Vergleich zu Angelhausen oder Arnstadt als das obere Dorf bezeichnet. Oberndorf ist ein sogenanntes Straßendorf.

 

Von einem Vorsprung der Kevernburg gelegen, grüßt unsere romanische Oberndorfer Kirche St. Nikolai ins Land.

 

Sie wurde als Burgkapelle der Kevernburger Grafen und deren Untertanen errichtet. Sie zählt zu den besterhaltenen romanischen Dorfkirchen der Region und ist eine der ältesten Kirchen Thüringens. Man vermutete in Ihr die eine Missions- und Taufkapelle aus dem 9. bis 10. Jahrhundert. Heute gehört Sie zum evangelischen Kirchspiel Angelhausen-Oberndorf der Superintendentur Arnstadt-Ilmenau.

Gegen Ende des 11. oder zu Anfang des 12. Jahrhunderts wurde sie ursprünglich als dreischiffige, romanische Basilika erbaut.

 

Erhalten sind heute noch der gerade geschlossene Chor, der Vierungsturm und das Mittelschiff. Nach aufmerksamer allseitiger Betrachtung wird durch die verschiedenartige Schichtung des Mauerwerkes, die unterschiedliche Form der Fenster und offensichtlich zugemauerten Öffnungen deutlich, dass diese Kirche im Laufe der Jahrhunderte mehrere bauliche Veränderungen erfuhr.

Die Baueschichte der Kirche

(Es gab drei Bauphasen ca. 1100; 1200; und 1595.)

Erhalten sind heute noch der gerade geschlossene Chor, der Vierungsturm und das Mittelschiff. Nach aufmerksamer allseitiger Betrachtung wird durch die verschiedenartige Schichtung des Mauerwerkes, die unterschiedliche Form der Fenster und offensichtlich zugemauerten Öffnungen deutlich, dass diese Kirche im Laufe der Jahrhunderte mehrere bauliche Veränderungen erfuhr.

 

Der erste und damit älteste, heute noch feststellbare Bau ist die romanische Dorfkirche des Typus "Chorturmsaal" mit angehängter Rundapsis, der um ca. 1100 oder früher ausgeführt wurde. Auf Veranlassung der Kevernburger Grafen wurde die Dorfkirche etwa um 1200 zu einer hochromanischen, dreischiffigen Basilika mit geradem Chorabschluss, Quinthaus und reicher archaisierender Stuckornamentik erweitert.

 

Die Grafen von Kevernburg waren übrigens eine der ältesten und mächtigsten Dynastien in Thüringen. Ihre Geschichte geht bis ins 7. Jahrhundert zurück. Ihr Stammsitz war die Feste Kevernburg, nahe der Kirche St. Nicolai. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts starb das Geschlecht der Kevernburger Grafen aus. Burg und Kirche gingen in den Besitz des Herzogs Wilhelm von Sachsen über.

 

1446 erwarb ein naher Verwandter der Kevernburger Grafen, Graf Heinrich XXVI. von Schwarzburg, Herr zu Arnstadt und Sondershausen das Stammgut. Da für ihn das städtische Arnstadt als Herrschaftssitz attraktiver war, kam die Kevernburg als Residenz nicht infrage. Burg und Kirche verfielen daher zunehmend. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts war die Burg nur noch eine Ruine. An der Kirche waren die Seiten- und Querschiffe stark baufällig geworden.

Um das Jahr 1595 erfolgte die Rückwandlung in eine Dorfkirche, in dem man die Seiten- und Querschiffe abbrach und die Arkaden, so wie die seitlichen Chorbögen zumauerte.

 

Ein mit dieser Jahreszahl versehener Tympanon wurde in die Langhausarkaden eingemauert. 1596 konnte die Wiedereinweihung der Kirche stattfinden.

 

Mit diesen 3 Bauetappen erhielt die Kirche etwa ihr heutiges Aussehen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erfuhr das Bauwerk nochmals eine bedeutende Renovierung und Reparatur. Wahrscheinlich erhielt sie in dieser Zeit die Seitenemporen und die Kanzelwand, hinter der sich die Sakristei befand.

 

Bei einer umfassenden Rekonstruktion, welche im Jahr 1978 ihren Abschluss fand, entfernte man Seitenemporen und Kanzelwand als störende Zusätze und befreite die Stuckbögen im Altarraum von Übertünchungen. Ebenfalls wurden die Freskenreste gefestigt und die Bogenführung an den Wänden des Schiffes aufgrund alter Farbreste neu markiert.

Besonderheiten der Kirche

Ein kleines schmales Bleiglasfenster befindet sich seit 1900 im Eisenacher Museum für kirchliche Kunst. Das Gemälde aus dem Ende des 12. Jahrhunderts zeigt auf einen mit Blattrosetten ornamentiertem Hintergrund den heiligen Nikolaus in vollem bischöflichem Ornat. Er ist der Schutzpatron der Kirche.

Erwähnenswert wäre noch das romanische Achtpassfenster, das manchmal auch als "Napfkuchenfenster" bezeichnet wird. Sehr beeindruckt dieser romanische Kirchenbau sowohl durch seine exponierte Lage, sein Alter und durch seine äußere und innere Schlichtheit und Schönheit und macht ihn damit zu einem Kleinod Thüringens.


Im Rahmen der umfassenden Rekonstruktion 1978 wurde auf der steinernen Mensa der kleine Schnitzaltar wieder aufgestellt. Bedauerlicherweise wurde im Rahmen der Rekonstruktion auch die Orgel aus der Kirche entfernt, was die Gemeinde bewog, einen Orgelneubau in den Blick zu nehmen.

Im Altarraum befinden sich 2 mit Stuckornamenten verzierte Gewölbebögen über je zwei schlanken, stark verjüngten Säulen. Die urtümlichen Formen, die Verwendung spitzer Kerben und die starke Ausladung der Kämpferplatten erinnern stark an Holzbearbeitung. Die fein gezeichneten Zierfriese der Umrahmung der Bogenöffnung sind in der durch das ganze Mittelalter üblichen Art aus dem Stuck, der übrigens an der Oberfläche eine außerordentliche Härte aufweist, herausgeschnitzt worden.