St. Johannis zu Angelhausen

Das Dörfchen Angelhausen findet die erste urkundliche Erwähnung als „Anglenhus“, als im Jahre 948 König Otto I. unter anderem Güter in Ichtershausen, Angelhausen, Angelroda und Thörey mit dem Kloster Hersfeld gegen die Villa Wormsleben tauschte.

 

Der Ortsname weist hin auf eine Gründung der Angeln, die aus Schleswig und Jütland (heutiges Dänemark) stammten, sich im 2. – 3. Jahrhundert n.Chr. an den Ufern der Unstrut niederließen und zur Gründung des Thüringer Königreiches betrugen.

 

 

Die Baugeschichte der Kirche

 

Auf einer Terrasse des Kübelbergs, über dem Tal der Bachschleife, wurde in der l. Hälfte des 12. Jahrhunderts ein kleines Kirchengebäude errichtet. Es bestand aus einem Schiff und einem querrechteckigen Chorturm, an dem sich im Osten eine Apsis anschloss. Trotz der seit dem Jahre 1598 erhaltenen Kirchenrechnungen sind erst im Rechnungsjahr 1724/25 größere Baumaßnahmen nachweisbar. Sie beschränkten sich auf den Durchbruch einer Tür und zweier Fensteröffnungen sowie die Errichtung eines "neuen Chores über dem Altar", worunter sicher eine Ostempore zu verstehen ist. Bereits vorher, im Jahre 1700, harte der Turm ein Fachwerkgeschoss mit Zeltdach erhalten. 1748/49 sowie 1751/52 fanden weitere Baumaßnahmen statt.

 

In ihrem Verlaufe dürfte die bis dahin vorhandene Apsis abgebrochen und ein Anbau an ihrer Stelle errichtet worden sein, der durch eine große, neu hergestellte Rundbogenöffnung mit dem Turm verbunden war. 1724/25,1751/52 sowie 1714/75 wurden neue Fensteröffnungen in das Mauerwerk gebrochen bzw. Ausgaben für Fenstergewände gebucht, 1751/52 auch neues Gestühl angeschafft. Ebenfalls im 18. Jahrhundert dürfte die Errichtung des Mansarddaches erfolgt sein, ohne dass sich das genaue Jahr bisher feststellen ließ.

 

1857 bis 1860 folgte ein erneuter Umbau des Kirchengebäudes, der wohl vor allem durch die gewachsene Zahl von Gemeindegliedern notwendig geworden war. Wichtigste Maßnahmen waren die Verlängerung des Kirchenschiffes nach Westen, die fast vollständige Erneuerung der festen Ausstattung sowie der Abbruch eines Fachwerkanbaues an der Ostseite des Turmes. Die vorhandenen Fensteröffnungen des Schiffes wurden vergrößert und dem neuen Fensterpaar im westlichen Schiffsteil angepasst. Das bis dahin vorhandene, ursprüngliche Portal in der Nordwand vermauerte man und legte ein neues Portal in der Westwand an. In der Turmostwand wurde die große Rundbogenöffnung bis auf eine Tür verschlossen, die Gewände der Fenster im Turm-Erdgeschoss teilweise erneuert.

 

Im Inneren des Gebäudes baute man die vorhandenen Emporen zumindest teilweise (Brüstungen, Fußböden) ab, verlängerte sie nach Westen und ergänzte sie. Die heute nicht mehr vorhandene Kanzel befand sich offenbar im Triumphbogen, der durch eine hölzerne Wand, zumindest teilweise, verschlossen war. Das dahinter befindliche Turm-Erdgeschoss diente als Sakristei.

 

Im Bereich der Kirchenbänke war der Fußböden gedielt, der Mittelgang, der Bereich vor dem Altar und sowie alle restlichen Flächen mit Ziegelplatten im Format 25x25 cm belegt. Zur Ausstattung gehörten außer Kanzel und Emporen, der neu gefertigte Taufstein, der 1857 gestiftete Blockaltar, die 1859 erbaute kleine Orgel, die Kirchenbänke sowie der Pfarrstand, ein geschlossenes Kirchengestühl vor dem Ostteil der Nordwand.

 

Als Lichtquelle diente ein reich geschmückter Kronleuchter aus Metallguss mit Glasprismen. Von der älteren Ausstattung wurde der Schrein eines spätmittelalterlichen Flügelaltares übernommen, den man an der Ostwand des Schiffes über dem Triumphbogen befestigte. Sowohl nach den Ergebnissen der Farbbefunduntersuchungen als auch in Auswertung der Kirchenrechnungen beschränkte sich die Farbigkeit allein auf Weiß mit Vergoldungen von Zierelementen.

 

Mit Ausnahme von einigen Anstrichen blieb das Kirchengebäude in der 1860 geschaffenen Form bis zum Jahre 1936 nahezu unverändert. Nun erfolgte der Einbau einer Leichenhalle im östlichen Teil des Turmes mithilfe einer Tennwand. Außerdem wurde die Decke über der zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen Kanzel verschalt. Zu welchem Zeitpunkt man Letztere abbrach, ist bisher unbekannt.

 

 

Die Baumaßnahmen an der Angelhäuser Kirche zwischen 1990 und 2005

 

Das letzte Mal wurde die Kirche im Jahr 1975 genutzt, seither fanden keine Renovierungsarbeiten an der Angelhäuser Kirche mehr statt. Der Zahn der Zeit hatte unübersehbare Spuren hinterlassen. Jahrelang diente die Kirche dazu, den Forschungsdrang und Neugier der Menschen zu befriedigen.

 

 

Fenster wurden eingeschlagen. Die Orgel und Kirchbänke wurden zerstört.

 

Axthiebe haben tiefe Spuren im Altar aus Sandstein hinterlassen. Orgelpfeifen als Souvenirs mit nach Hause genommen oder einfach nur als Brennstoff genutzt. Die Kirche befand sich in einem schlimmen Zustand, als im Jahr 1987 ein neuer junger Pfarrer in unsere Kirchengemeinde kam.

Ein kleines Dorf mit zwei Kirchen fand er in Angelhausen/Oberndorf vor. Zwei Kirchen zu erhalten/unterhalten eine davon sehr renovierungsbedürftig: Das wäre doch Wahnsinn!?

 

Aber die kleine Dorfkirche mit dem Namen St. Johannes hatte unser Pfarrer Hans-Peter Kopitzsch irgendwie ins Herz geschlossen. Es mag sein, dass Johannes der Täufer, welcher der Kirche seinen Namen lieh, darauf Einfluss nahm. Denn Johannes pielte im Leben des Pfarrers schon oft eine besondere Rolle.

 

 

Fest stand: Es musste etwas getan werden.

 

Um neuerlichen Schäden durch Vandalismus zu verhindern, wurde ein Teil der Fenster vermauert. Im März 1991 stellte die Kirchengemeinde drei ABM- Mitarbeiter ein. Diese sorgten unter anderem für die Entrümpelung des Angelhäuser Friedhofes. Die Anlage wurde verschönert und die Hauptwege gepflastert.

 

1992 fanden Gespräche mit dem Amt für Dankmalpflege über ein Sanierungskonzept statt, wobei die Angelhäuser Kirche möglicherweise das Jahr darauf eine Baustelle werden sollte. Zum Beginn des Jahres 1994 ist es endlich so weit. Mit Mitteln der Denkmalpflege in Höhe von 15.000 DM wurde es möglich, das Dach der Kirche in Angelhausen zu reparieren. Ein Gerüst wurde gestellt, die Ziegel gekauft. Was wir aber nicht bedachten, war die Tatsache, dass auf ein so altes Kirchgebäude keine neuen Ziegel durften.

 

 

Das Pfarrhausdach war die Lösung des Problems!

Somit kamen nun die neuen Ziegel auf das Dach des Pfarrhauses und die Pfarrhausziegel schmückten von nun an das Dach der Angelhäuser Kirche.

 

1995 wurde es notwendig die Kirchenmauern von außen freizulegen. Das nasse Erdreich verhinderte ein Abtrocknen und Entlüftung der Wände, das hatte zur Folge, dass im Innenraum die Feuchtigkeit schon ein bis zwei Meter hoch ins Mauerwerk hineingezogen war.

 

Damit dies nicht wieder auftrat, entstanden rechts und links von den Kirchmauern weg Erdwälle, welche dann wieder schön bepflanzt wurde. 1996 wurde dann endlich durch Eigenleistungen mit der Sanierung der Kirche von innen begonnen. Der Schwerpunkt der nächsten zwei Jahre lag bei den Wänden und dem Fußboden.

 

Der Fußboden wurde in mehren Arbeitseinsätzen und von vielen Helfern in mühseliger Handarbeit aufgerissen und 50 Zentimeter tief ausgeschachtet. Von den Wänden wurde der lose Putz abgehackt, um diese dann wieder neu verputzen zu können.

 

Im Herbst wurden Zimmererarbeiten am Turm getätigt und Fallrohre und Dachrinnen angebracht.

 

Auch im folgenden Jahr fanden wieder Arbeitseinsätze statt. Keiner war zu jung oder zu alt um sich mit Werkzeug zu bewaffnen und tatkräftig mitzuarbeiten. Die Kleineren kratzten die losen Fugen aus dem Mauerwerk um es auf das Verfugen vorzubereiten. Die Anderen spachtelten, wischten und rieben die alte Farbe von den Emporen und Holzbalken. Das Beste dabei war die Stimmung unter den Helfern, von denen manche diese Art von Arbeit nun doch nicht gewohnt waren. Alle machten mit und spürten das Gemeinschaftsgefühl.

 

Am 14.09.1997 fand der Denkmaltag in der Angelhäuser Kirche statt. Auf dem blanken Dreck mitten in einer Baustelle begann dieser Tag um 10 Uhr mit einer Andacht. In der Kirche konnte man eine kleine Ausstellung altertümlicher Werkzeuge besichtigen. Von nah und fern kamen Menschen um sich wieder einmal die Kirche von innen anzusehen und das Fortschreiten der Bauarbeiten zu beobachten. Die Spendenbereitschaft war an diesem Tag sehr hoch und ermöglichte uns auch im nächsten Jahr mit den Arbeiten fortzufahren.

 

Die schweren Stürme Anfang März 1998 haben große Schäden am Angelhäuser Kirchturm angerichtet. Die Reparatur der Sturmschäden nahm viel Zeit in Anspruch. Auch das Innere des Kirchturmes wurde erneuert und es entstand ein kleiner Raum, der aber mehr als Aufbewahrungsort und weniger als Aufenthaltsort diente.

 

Im Innenraum waren die Arbeiten so weit fortgeschritten, dass der Fußboden und die Elektroinstallation eingebaut werden kann.

 

Links und rechts im Kirchenschiff entstanden Podeste, auf denen zukünftig die Kirchbänke stehen sollten. Der Rest des Fußbodens wurde vom Unrat befreit. Bei einem weiteren großen Arbeitseinsatz wurde ein riesiger Container Kies/ Schotter Schubkarre für Schubkarre in das Kircheninnere transportiert als Grundlage Vorarbeit für Beton, Estrich.

 

Nach und nach fanden sich fleißige Hände, um das vom Putz gelöste Mauerwerk wieder neu beizuputzen. Einige Besucher können meinen, dass von unseren Handwerkern eine kleine Fläche links neben dem Altar vergessen wurde – allerdings darf an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass es sich hierbei keineswegs um einen Fehler, sondern um die bewusste Sichtbarmachung einer früheren Form der Verfugung handelt.

Zu unserer großen Freude erhielten wir Kirchenbänke einer württembergischen Gemeinde als Geschenk. Da sie leider zu groß waren, mussten diese noch gekürzt und in Ordnung gebracht werden.

 

Viele schlaflose Nächte bereitete uns im Jahr 1999 die Sorge um die finanziellen Aufwendungen für die großen Kirchenfenster und die Eingangstür. Ein Fenster soll 2000 DM Kosten. Aber wie schon oft erfüllte sich der Spruch, welcher uns bei unseren Arbeiten stetig begleitete: "Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwie ein Lichtlein her."

 

Durch die großzügige Spende eines Kirchenfensters, Kollektensammlungen aus Veranstaltungen des kirchlichen Jugendchors unserer Gemeinde und Denkmaltages und vielen anderen Spenden haben wir es aber wieder einmal geschafft und das notwendige Geld für die Fenster beschafft.

 

Außerdem fanden Ausbesserungen des Fußbodens der Emporen und der Kirchendecken statt.

 

Als erst einmal die passenden Fliesen gefunden waren (diese sollten in Farbe und Größe den Alten sehr ähnlich sein), gingen die Verlegarbeiten der Bodenplatten im Kirchenschiff zügig voran.

 

Der Fußboden war fertig – eine weitere Etappe der Renovierung beendet. Das gesetzte Ziel für dieses Jahr war erreicht und auch der Wusch wieder einmal zu einer Christvesper in der Angelhäuser Kirche einzuladen, sollte in Erfüllung gehen.

 

 

Am 24. Dezember 1999 war es dann endlich so weit.

 

Der Weihnachtsgottesdienst war sehr gut besucht. Viele Besucher des Gottesdienstes nutzten die Möglichkeit, sich vor Ort ein Bild vom Fortgang der Arbeiten zu machen.

 

Die Renovierungsarbeiten gingen in den Jahren 2000 und 2001 nur schleppend voran. Eine neue Kirchentür wurde für uns angefertigt und eingebaut.

 

Trotz umfangreicher Spenden aus der Gemeinde fehlten uns jedoch die finanziellen Mittel für die nun notwendigen Malerarbeiten. Dessen ungeachtet ruhten die Arbeiten nicht. Es mussten ja noch viele Vorbereitungen getroffen werden, um mit dem Malerarbeiten beginnen zu können. Kleinere Reparaturen fanden statt, einzelne Fußbodenbretter wurden erneuert und Wandstücke verputzt. Der ehemalige Orgelstandort wurde mit Brettern versehen und die übrig gebliebenen Orgelpfeifen für spätere Generationen aufbewahrt.

 

Nach Aussage des Malermeisters, welcher uns immer mit Rat und Tat zur Seite stand, musste an vielen Stellen die Farbe noch gründlicher entfernt werden, um die Emporen und Holzbalken streichen zu können. Viele Nachmittage wurde gekratzt, gewischt und geschliffen, um die notwendigen Vorarbeiten zu leisten, damit wenigstens im nächsten Jahr die Sanierungsarbeiten vorangehen konnten.

 

Ab Mai 2002 stellte uns der Kirchenkreis kostengünstig ein Gerüst zur Verfügung, mit dem die Kirche von innen völlig eingerüstet wurde.

 

Da in diesem Jahr keinerlei finanzielle Zuwendungen vom Landratsamt für Denkmalpflege zu erwarten waren, wurde besonders dringlich um Spenden aber auch tatkräftige Unterstützung aus dem gesamten Dorf gebeten. Viele Helfer waren nötig, um die geplanten Malerarbeiten durchführen zu können. Somit konnte auch in diesem Jahr das Weihnachtsfest in der Angelhäuser Kirche gefeiert werden.

 

In gelegentlich waghalsigen Aktionen wurde systematisch von oben nach unten begonnen, die Kirche in neuem Glanze erstrahlen zu lassen. Immer wieder fanden sich viele fleißige Helfer, die ihre Samstage in der Angelhäuser Kirche verbrachten. Es gab aber auch ein paar einzelne, zum Teil auch hochbetagte Gemeindeglieder, die sich von Juni bis Oktober mehrmals wöchentlich um ein Voranschreiten der Arbeiten bemühten. Ihnen war kein Gerüst zu hoch und kein Malereimer zu schwer.

Im Jahr 2002 wurden sage und schreibe 1086 Arbeitsstunden von ehrenamtlichen Helfern erbracht.

 

Alle schwer erreichbaren Stellen wurden gestrichen. Das Gerüst konnte abgebaut und zum Heiligen Abend der Gottesdienst abgehalten werden.

 

Durch die Installation der selbst gebauten Lampen erstrahlte unser Gotteshaus in einem neuen Licht und ließ erahnen, wie es einmal fertig aussehen würde.

 

Auch 2003 waren die Malerarbeiten noch lange nicht abgeschlossen. Die restlichen Wände bekamen einen neuen Anstrich. Auch die Kirchenbänke mussten abgeschliffen und weiß gestrichen werden. Wie auch im letzten Jahr war es dem unermüdlichen Einsatz einiger weniger Gemeindemitglieder zu verdanken, dass die Arbeiten stetig fortgeführt wurden.

 

Der ehemalige Leichenraum wurde vorbereitet, um von professioneller Hand bearbeitet werden zu können.

 

Der Malermeister setzte die gelb-rote Farbgebung an der Decke fort. Es konnte mit ersten Vergoldungen der Lampen und einzelner Rahmen an den Emporen begonnen werden.

Der Steinmetz restaurierte das Taufbecken und den Altar.

Die Emporen Fußböden bekamen ihren roten Farbanstrich.

 

 

2004

  • Zimmermannsarbeiten Schrank, Podest bis zum Altar,
  • restliche Malerarbeiten,
  • Reparatur des Glockengeläutes.
  • Geschenk: eine neue elektronische Orgel,
  • Vergoldungen an den Emporen

 

 

2005

Blasenbildung im Fußboden des Kirchenschiffes musste abgeschliffen werden.

Auch kleinere Farbausbesserungen waren nötig.

Vergolgung der Emporen und Anbringung von Bildern mit passendem Bibeltext.

Kurz vor Einweihung bekamen wir als Dauerleihgabe einen Flügelaltar und die dafür notwendige Alarmsicherung.

 

Die Kosten der Renovierungsarbeiten stellten für unsere kleine Gemeinde eine große Belastung dar. Die Zuschüsse des Kreiskirchenamtes und der Denkmalpflege deckten nur einen Teil davon ab. Die vielen Geldspenden, die unermüdliche Mithilfe und das finanzielle Entgegenkommen vieler beteiligter Firmen haben einen wertvollen Beitrag zum Gelingen der Renovierung geleistet.

 

Herzlichen Dank allen fleißigen Helfern für die großartige und selbstlose Hilfe durch Spenden, die Beteiligung an unzähligen Arbeitseinsätzen sowie bei der Ausgestaltung der Denkmaltage in der Angelhäuser Kirche.

Den Mitgliedern des Gemeindekirchenrates von Angelhausen - Oberndorf gebührt ein besonders großes Dankeschön, denn ohne ihr wirklich großes Engagement hätten wir vom 24.06. – 26.06.2005 keine Kirchweihe feiern können.