Die Kevernburg

Die Kevernburg (wird heute oft beschrieben als „Käfernburg“)

 

- Stammsitz des Thüringer Hochadels -

 

Kevernberg
Blick zum Schloßberg (Kevernberg) von Osten

Drei Kilometer südöstlich von Arnstadt, direkt vor dem Hain, erhebt sich ein mächtiger Hügel, der weit und breit den alten Längwitzgau überschaut. Es ist der alte Kevernberg. Diesen hatte sich in uralten Zeiten ein Herrschergeschlecht zum Wohnsitz erwählt. Ob der Berg in vorgeschichtlichen Zeiten, wie die von den Reinsbergen herüberschauende Reinsburg, eine Wallburg trug, mag dahingestellt bleiben, sicher aber ist, dass seit wir eine schriftlich aufgezeichnete Geschichte haben, der Kevernberg der Sitz der Landesherren war und die Kevernburg trug. Es ist keine Übertreibung, wenn man behauptet, dass genau hier eine der Wiegen Thüringens liegt. Wer das anzweifelt vergleiche nur das Wappen des Freistaates Thüringen mit dem Stammwappen der Grafen von Kevernburg.

 

Die Grafen von Kevernburg (Käfernburg) sollen schon im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt worden sein. Das Geschlecht der Kevernburger herrschte aber nicht nur im Längwitzgau, die Besitzungen seiner verschiedenen Linien dehnten sich, teils zusammenhängend, meist aber verstreut, durch ganz Thüringen aus.

 

Im Süden gingen sie über Ilmenau und Schwarzburg bis Leutenberg hinaus, bildeten auf den Renn- (Rein-?)steigen des Thüringer Schwarzwaldes die Grenze gegen die Franken, streckten nach Westen ihre Arme über Ohrdruf und Georgenthal aus, und wenn man den Mönchen von Reinhardsbrunn Glauben schenken darf, war auch dieses Eigentum der Kevernburger, bis es von diesen an die Landgrafen verkauft wurde. Im Norden reichten die Besitzungen bis auf den Kyffhäuser, sie gingen über Kölleda, Monra, Rabenswald und Wiehe hinaus, ja Hallermund war einst Eigentum der Kevernburger. Weit griffen sie nach Osten hinüber. Um Naumburg hatten sie Besitzungen, die Saale hinauf hatten sie Ländereien, die Stadt Saalfeld stand mehrfach unter ihrem Schutz, ja sie griffen über die Saale hinüber, beschenkten das Kloster Bürger und führten mit den Herrschern der Lausitz Erbstreitigkeiten wegen weit östlich gelegener Landstriche.

Stammwappen derer von Kevernburg
Stammwappen derer von Kevernburg

So war das Geschlecht der Kevernburger in Thüringen und weit über Thüringen hinaus von hervorragendster Bedeutung in Deutschland. Sie gehörten im frühen Mittelalter zum mächtigen Thüringer Hochadel. Die Grafen von Schwarzburg und die Grafen von Rabenswalde - Wiehe entstammen diesem Geschlecht.

 

Ihre Bedeutung im ostsächsisch-thüringischen Raum zeigte sich u. a. darin, dass sie zweimal Erzbischöfe von Magdeburg stellen konnten. Die Kevernburger starben 1385 aus. Der letzte Graf war Günther IX. von Kevernburg, der während eines Kreuzzuges in Palästina ohne Nachkommen verstarb.

 

Wenn wir diese machtvolle Vergangenheit des Geschlechtes der Kevernburger betrachten und nun heute den Kevernberg besteigen, so erstaunen wir, auf seinem Gipfel statt der stolzen Fürstenburg nichts zu finden als wenige zerstreute Steintrümmer.

Bei näherer Untersuchung bemerkt das Auge des Kundigen, dass es dem jahrhundertelangen Raubbau der Fürsten und Bauern doch nicht vollkommen gelungen ist, jede Spur des alten Herrschersitzes zu vernichten.

 

Wir erkennen noch Trümmer von den umlaufenden Grundmauern, wir sehen den gewaltig tief in den Fels eingeschnittenen, übermäßig breiten Graben, der auf seinen beiden Rändern Ringmauern trug. Mächtige Vertiefungen zeigen uns an ihren Kanten die Überbleibsel der Türme, und die tiefste Einsenkung in der Mitte der Burgtrümmer weist auf den Punkt, wo sich dereinst die Lebensquelle der Burg, der Brunnen befand. Da regt sich in uns der Wunsch, zu ergründen, welche gewaltigen Schicksale die Burg niederwarfen und wie sie wohl in ihrer Herrlichkeit ausgesehen haben mag.

 

Man sollte meinen, dass die Geschichte der Burgherren uns auch über die Geschichte ihrer Burg aufklären würde, aber so gewissenhaft man auch die reiche Zahl von Urkunden der Kevernburger und Schwarzburger durchforscht, die Nachrichten über die Burg in Urkunden und Geschichtswerken sind geringfügig, und - traurig genug - die sichersten Nachrichten finden wir nur von ihrer Zerstörung.

 

Die Mitteilungen über die Gründung der Burg als Ursitz des Geschlechts sind vollkommen sagenhaft. Sie sind von den Geschichtsschreibern des XVIII. Jahrhunderts in einer vielfach kindlichen Auffassung mitgeteilt.

Syzzo von Schwarzburg-Käfernburg
Syzzo von Schwarzburg-Käfernburg

Eine historische Nachricht über ein Vorkommnis auf der Burg finden wir erst aus dem Jahre 1246 in der Erfurter Chronik.

 

Dort heißt es: „In demselben Jahr 1246 am Tage des Mahles unseres Herrn wurde die Burg Kevernburg von Feuer verzehrt. Der große und starke Turm brach zusammen, aber während er die Begleiter des Bischofs zerschmetterte, zog man den Bischof unverletzt aus den Trümmern.“

 

Eine weitere Nachricht über die Burg befindet sich im Archiv der Stadt Saalfeld in der Handschrift des Sylvester Liebe „Saalfeldographia 1625“: „Was die Kevernburg anbetrifft, so war sie rund und vortrefflich angelegt, was die Überbleibsel, die Mauern und die Türme bis heute noch bezeugen ...“

 

Der nächste Zeuge nach über den Zustand der Burg ist der Pfarrer von Dornheim. Er berichtet 1661 in dem Kirchenbuch von Dornheim folgendes: „Zu gedenken, daß Gnädige Herrschaft an den vordersten Schloß zu Arnstadt zu bauen haben, dessen bedürfen sie Vorrat (an) Steinen und anderer Notdurft. Da haben sie vollends das Schlos zur Kefernburg attaquiren und einreißen müssen, wie vordessen das Schlosthor allda eingerissen worden, auch die Schloskirche, item bei den Buchen im Graßstück Mauern, so haben sie jetzt zum notwendigen Bau nach Arnstadt hinein continuiret, nämlich den 20 Febr. hat man den ersten Turn, so an der Schloskirche gestanden, eingefället, den 28 hujus hat man den genannten Turn, so bei der Gastküchen zwischen dem Schlosthor gestanden, eingeworfen, hora II pomeridiana, welchen ich unterwegen im Gehen am Marlishäuser Steige am Bergwege selbst mit Augen habe sehen einfallen, wie man einen Baum oder Stange umbwirft. Der dritte Turn nach’m Hyn zu hat große Mühe und Arbeit gekostet, daran sie lange gearbeitet haben, weil er zwischen einer Mauer gestanden, und mit Gefahr hat müssen gearbeitet werden. Sie haben‘s gewagt und Gott vertraut und untergraben. Den 15.Martii trägt sich’s zu, daß zu Abend bei der Nacht da Niemand da ist Hora 8 pomeridiana der Turn in Graben fallt, mit einem großen Stück Mauern ohne Schaden.“

 

Aus dem Jahre 1721 berichte Melissantes:
„Vor 20 Jahren hat man noch ein hohes Mauerwerk und einige Gewölbe sehen können, welche aber nach der Zeit teils eingefallen, teils abgebrochen worden sind...“

 

Ferner:
„Das Schloß war im Geriste ganz von Steinen erbaut und rund umher mit einem Erdwall geschützt. Den Graben kann man noch deutlich sehen. Mitten auf dem Schloßhof befand sich ein Brunnen, dessen Platz auch jetzt noch kenntlich ist. Die Keller sind meistens zerfallen und wenig Kennzeichen von denselben vorhanden. Der runde und mit einem Graben versehene Berg wird heutigen Tages der Schloßberg genannt.“

 

Aus allen diesen einzelnen Mitteilungen ersehen wir, dass die Kevernburg eine mächtige Anlage war. Sie war von einem tiefen Graben umgürtet, der auf seinen beiden Rändern Mauern trug, sie hatte drei mächtige Türme mit quadratischen Grundrissen, ein Schloßtor, eine Schloßkirche und noch 1661, als also die drei quadratischen Türme Sylvester Liebes schon abgetragen waren, drei gewaltige Türme, deren Abbruch monatelang dauerte.

 

Bildliche Darstellungen der Burg aus alter Zeit gibt es leider nicht.